[:de]Der Titel des Events fuhrt sofort in die Welt der Wettkämpfe: DJs im Plattenduell, Showringen und Boxkampfe. Zugleich evoziert der Titel die Kunstgeschichte und ihre Qualitätsurteile sowie den Kampf innerhalb der Künste um den Vorrang. Die Geschichte der Kunst ist durchgängig davon geprägt. Der Paragone, der „Wettstreit der Künste“ um die Vorrangstellung innerhalb der Bildenden Künste in der Renaissance und im Frühbarock, ist dafür ein lebendiges Beispiel. In der Moderne geht es dann um Stilrichtungen: Ein Ismus knüpft an den anderen an, immer mit dem Ziel, das Vorherige zu verdrängen, was als Fortschreibung der künstlerischen Entwicklung postuliert wird. In den Dichotomien von Rotkäppchen und dem Bösen Wolf sowie Deutscher Romantik und Streetart tritt augenfällig in Erscheinung, worum es dabei geht: um die wertenden Zuschreibungen von gut und böse, richtig und falsch, alt und neu und um besser als. Wird in Rotkäppchen versus der böse Wolf noch ein Entweder-oder gedacht, so wird im Untertitel diese exkludierende Haltung zugunsten eines Sowohl-als-auch umformuliert. Geschichte trifft Gegenwart, Ende offen.
Das Konzept des Kunstevents trifft damit den Nerv des derzeitigen Kunstdiskurses. Unter welchen Gesichtspunkten kann gegenwärtige Kunstproduktion betrachtet werden? Sind die gängigen Qualitätszuschreibungen wie Einzigartigkeit, Authentizität und eine eigene, unverwechselbare Handschrift noch anwendbar? Wie funktioniert eigentlich Wertung? Ist das Festhalten an der Vorstellung des künstlerischen Genies – eine tradierte Vorstellung der Renaissance, die als Beginn der geistesgeschichtlichen Moderne (lat. modernus: neu, neuzeitlich, gegenwärtig) gilt – noch haltbar? Wie vollzieht sich überhaupt Geschichtsschreibung und damit unsere Sicht auf die Welt und unser eigenes Selbstverständnis? Beschreiben Epochen und Stilbegriffe tatsachlich künstlerische Praxis oder sind sie Konstrukte einer spezifischen Sichtweise und eines linearen Denkansatzes? Können lineare Sichtweisen aufrechterhalten werden? Sind Konzepte von Gleichzeitigkeit und Durchdringung nicht viel näher am Weltereignis? Die Erkenntnisse der Naturwissenschaften, insbesondere die der Quantenphysik, sprechen eher für Modelle von Gleichzeitigkeit: Ein Quant kann gleichzeitig hier und dort sein. Erst durch den Eingriff der Beobachtung erfolgt eine Festschreibung, ein Standort.
Übertragen auf Geisteshaltungen wurde eine Sichtweise, die Gleichzeitigkeit mit der Option von unendlich vielen realisierbaren, gleichrangigen Möglichkeiten annähme, einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel zeitigen. Geschichte und Gegenwart wären beispielsweise als eins zu denken. Ein derartiger Paradigmenwechsel brächte grundlegende Veränderungen in Wissenschaft, Forschung, Politik, Wirtschaft und auf sämtlichen gesellschaftlichen wie auch individuellen Ebenen mit sich. Es scheint, als ob die gegenwärtige Kunst diesen Paradigmenwechsel schon vollzogen hatte. Die zeitgenössische Kunstpraxis verwirklicht Gleichzeitigkeit und Durchdringung. Ungezwungen und oftmals spielerisch bedienen sich die Künstler/-innen aus dem großen Fundus vorangegangener und derzeitiger Kunst, sampeln und adaptieren, erproben neue Techniken und Medien und überschreiten die ehedem festgelegten Grenzen der Kunstgattungen, was sich häufig in der Inszenierung von „Gesamtkunstwerken“ verdichtet. Gegenwärtige Kunstbetrachtung ähnelt oftmals einem Dejavu-Erlebnis. Die einen vermuten darin eine Stagnation der Künste bzw. einen unausweichlichen und fortgeschriebenen Historismus, da in den Künsten schon alles formuliert sei und infolge nur noch ein Neo und Retro möglich sei. Die anderen hingegen feiern die Befreiung der Künste aus systemimmanenten Fesseln. Die Kuratoren von Rotkäppchen vs. Der böse Wolf – Deutsche Romantik trifft Streetart gehören zweifelsohne zu den Feiernden.
Der Bogen des Events wird weit gespannt, die Inszenierung verfolgt ein lebendiges Erlebnis im Sinne eines Gesamtkunstwerkes. Schauplatz dieser Inszenierung ist der öffentliche Raum, genauer gesagt zwei Hotels, die sich in unmittelbarer Nähe zueinander befinden. Bespielt werden Fenster, Innenhof, Tiefgarage und Räume. Dabei durchdringen sich Bühnenbild, Malerei, Graffiti und Lichtkunst. Rotkäppchen: Studenten und Studentinnen der Klasse Bühnenbild und -kostüm der Akademie der Bildenden Künste München inszenieren unter Leitung von Professorin Katrin Brack und caratart-Mentor Roland Olbeter die Rotkäppchen-Erzählung von Joachim Ringelnatz in sechs Fenstern des hotelmüller München. Der böse Wolf – Streetart: Die Tiefgarage vom benachbarten carathotel München verwandeln die Münchner Graffiti-Künstler Loomit und LawOne gemeinsam mit Schülern des musisch orientierten Pestalozzi-Gymnasiums in München live in eine Graffiti-Märchenlandschaft. caratart-Episode 2: Die Kunstausstellung „caratart Episode 2“ stellt zwölf zeitgenössische Künstler/-innen in den öffentlichen Raumen des hotelmüller München und des carathotels München vor. Märchenwald: Ein mit Waldgeräuschen beschallter Durchgang führt in den Innenhof des hotelmüller München, der in ein traumhaft illuminiertes Märchenwald-Labyrinth verwandelt ist. Auf eine freie Hauswand werden die Kunstwerke der Ausstellung „caratart Episode 2“ projiziert. Die Projektion wird immer wieder von einem Livestream vom Bösen Wolf, der Streetart-Performance in der Tiefgarage des carathotels München, unterbrochen. Hier im Märchenwald treffen sich Rotkäppchen und der böse Wolf, Streetart und Romantik. Diese freie Durchdringung der Künste im Innenhof des hotelmüller München wird auch von der präsentierten Kunst in der Ausstellung „caratart Episode 2“ gespiegelt.
Im Mittelpunkt der Kunst von Julie Keupen steht beispielsweise die Erzählung „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll. Die Künstlerin untersucht in ihren Werken die tiefenpsychologischen Schichten dieser Erzählung. Dabei interpretiert sie die Figur der Alice völlig neu als pubertierendes Mädchen, das zwischen innerer und äußerer Wirklichkeit die eigene Sexualität erkundet. Makrofotografische Details und Tuschezeichnung verschränken die verschiedenen Erzählebenen zu surrealen Traumlandschaften.
Etwas dezidiert Surreales ist ebenfalls den übermalten Fotografien von Elis Hoymann eigen. Mit expressiven Malgesten verfremdet sie die eingefangenen Motive, arbeitet sich vom Abbildhaften zum Abstrakten vor und betont so deren jeweiligen bildimmanenten malerischen Qualitäten. Die „optisch-realistischen Abbilder der Wirklichkeit“ und die haptisch erfahrbare Farbe verdichten sich dabei für das „tastende Auge“ zu einem spannungsvollen Seherlebnis.
Abstrahierende Verfahren sind auch Teil der künstlerischen Strategie, die Andreas Oesch in seinen Fluss- und Mauerbildern fruchtbar macht. Auch er übermalt Fotografien. Dabei bildet er mit Papier reliefartige Strukturen, so dass sich formal und inhaltlich verschiedene Schichten übereinander lagern, sich durchdringen. In die Bildwelten eingeschriebene Wortfragmente evozieren fluides, frei assoziierendes Denken, das von einem Gedanken zum anderen gleitet. Die zarte Farbigkeit verleiht den Bildern eine atmosphärisch-poetische Dichte.
Atmosphärische Dichte kennzeichnet ebenso die fragilen Farbraume von Nadine Lindenthal. Sie führen den Betrachter an imaginative Orte jenseits der Alltagserfahrung, die ihren materiellen Niederschlag auf der Leinwand gefunden haben. Die Künstlerin versteht ihre abstrakten Malereien als „Reisen in geistige Bereiche“, in „Innenwelten“, die sich suggestiv über die Illusion von Formwelten und Bildtiefen mitteilen. Eine scheinbar völlig gegenläufige Position nehmen die figurativen Menschenbilder von Hanjo Schmidt ein. Der expressive Farbauftrag und die schnelle Malgeste bilden Farbinseln, die die Gestalten zerfallen lassen, ihre organische Einheit aufheben und den Menschen als das entkleiden, was er ist: ein widersprüchliches Wesen, das außer schön auch ebenso verletzlich, schroff und suchend ist. Schmidts Malereien sind so gesehen psychologische Porträts. Sie wenden sich Existenziellem und somit ebenfalls Geistigem und „Innenwelten“ zu.
Auch in den Malereien von Jonathan Sheratte steht der Mensch im Mittelpunkt der Betrachtung. Fur Sheratte ist das Malen die Begegnung zwischen dem „Ich“ und dem „Anderen“, wobei das Andere die Farbe, das Objekt, der andere Mensch sein kann. Das Malen ist ihm Selbstvergewisserung und Vergewisserung von Welt. Seinen gemalten Begegnungen ist eine gedehnte Unmittelbarkeit eigen.
Existenzielles und die Frage nach dem eigenen Ich prägen gleichfalls die Malereien von Ben von Stietencron. Für ihn haben Gesichter den höchsten Identifikationsgrad. Deswegen malt er „Kopfmenschen“, wobei er Elemente der Art brut, Collage und expressiven Kunst mischt und sich „Kopf für Kopf zum Selbst des Menschen vorarbeitet“.
Im Gegensatz zu diesen direkten, nahezu kruden Betrachtungsweisen des Selbst dienten der Romantik Tiere als Bedeutungsträger für das Innere des Menschen: Das Tier fungierte als Teil ursprünglicher Harmonie, als Ausdruck seelischer Disharmonie und Indikator der inneren Gemütsstimmung. Eine solch verinnerlichende Betrachtungsweise wird von Katharina Schick in ihren Tierbildern völlig konterkariert. Humorvoll und ironisierend spielt sie mit dem Genre. Farben, Fragmentierungen und Perspektiven verfremden Bekanntes, ungewöhnliche Motivverknüpfungen lassen schmunzeln.
Dieser spielerische Umgang mit Vorhandenem findet sich auch in den Werken von Ursula Singer wieder. Sie sampelt sich lustvoll durch die Kunstgeschichte der Moderne, kombiniert tradierte Motive und Themen zu unerwarteten Zusammenhängen, die ihre eigene Logik entfalten.
Keiner singularen Bildidee verpflichtet fühlt sich auch Marco Rietz. Was sein Werk zusammenhält, ist die Technik. Er „zeichnet“ mit Schleifpapier auf der Rückseite von Spiegeln und knüpft so an die Tradition des Glasschliffs an. Seine „Spiegelbilder“ haben oftmals den Charakter von Tattoos, einer Kunstform, der sich Rietz sehr verbunden fühlt.
Eine nachdenkliche Position innerhalb der Ausstellung nehmen Razan Bahadin und David Baur ein. Die Künstlerin Razan Bahadin verarbeitet Bilder und Themen unserer Gegenwart und Geschichte, surft durch Popular- und Undergroundkultur, Alltag und Kunstgeschichte. Dabei arbeitet sie feinsinnig die abgründigen, dunklen Seiten heraus und kreiert so ein subversives düster-ironisches kollektives Bildgedächtnis.
David Baurs Themen sind Krieg, Zerstörung, Gewalt, Tod und die Ästhetik des Grauens. Dabei bedient er sich ebenfalls unseres kollektiven Bildgedächtnisses, das durch Medien, Berichterstattung, Werbung, Hollywoodproduktionen, moderne Mythen sowie tradierte Bilder persönlicher Erinnerungen geprägt wird. Im Blickwinkel steht die Frage, wie sich Bildwirklichkeiten konstituieren und wie sich Produktions- und Rezeptionsbedingungen organisieren. Damit untersucht er zugleich die Konstruktion von Geschichte, die Baur als Geschichtsbild des jeweiligen Siegers entlarvt. Seine dunkeltonigen, meist schwarzweis gehaltenen Malereien demonstrieren eindrücklich die wirklichkeitskonstituierende Macht der Bilder.
Mit diesem kurzen Exkurs in die Positionen der Ausstellung wird eines deutlich: Bei aller Unterschiedlichkeit der jeweiligen Ansätze der vorgestellten Künstler-/innen – Emotionales wirkt sich wie ein roter Faden durch sämtliche Kunstwerke. Mit dieser Betonung des Gefühls begegnet die gezeigte zeitgenössische Kunst der Kunst der Romantik.
Bei diesem Treffen dabei zu sein, dazu möchte Sie diese Ausstellung einladen. Einladen, die junge Kunst zu entdecken und den Geschichten zu lauschen, die sie uns erzählt. Oder mit Joachim Ringelnatz gesprochen: „Also Kinners, wenn ihr mal fünf Minuten lang das Maul halten könnt, dann will ich euch die Geschichte vom Rotkäppchen erzählen…“ – Romantik trifft Streetart.
Dr. Stefanie Lucci
Art in Business | www.stefanielucci.com
[:en]The title of the event leads directly into the world of competitions: DJ battles, wrestling and boxing matches. At the same time, the title is evoking art history and its quality judgements as well as the struggle for precedence within art itself. The history of art is consistently characterised by this struggle. The paragon, the „Battle of the Arts“ for the leading position within fine art in Renaissance and Early Baroque, serves as a vivid example for this struggle. Modernism, then, is characterised by different styles: One „-ism“ is taking over where another one left off – always aiming at replacing what has been before – which will then be postulated as a continuation of artistic development. The dichotomies between Little Red Riding Hood and the Big Bad Wolf as well as between German Romanticism and Street Art illustrate clearly, what it is all about: judgmental attributions of good vs. evil, right vs. wrong, old vs. new and about „better than“. In Little Red Riding Hood vs. the Big Bad Wolf, it is still a question of „either or“, whereas this excluding approach is rewritten into a position of „as well as“ in the subtitles. History meets the present – with an open end.
Thus, the concept of the art event has the finger on the pulse of our current art discourse. Which aspects have to be considered when looking at contemporary art production? Are common aspects of quality like uniqueness, authenticity and one´s own, distinctive handwriting still applicable? How does valuation actually work? Is it still supportable to hold on to the notion of the artistic genius – a traditional notion from the Renaissance that is regarded as the beginning of Modernism in regard to the „Geistesgeschichte“ (lat. modernus: new, latter-day, contemporary). How does the writing of history actually work, and hence, our view of the world and our own self-conception? Do epochs and stylistic terms really describe artistic practices or are they only constructs of a specific perspective and a linear approach? Can linear approaches be maintained? Are concepts of simultaneousness and interpenetration not much closer to the real world? The findings of natural sciences, in particular quantum physics, rather speak for models of simultaneousness: A quantum can be here and there at the same time. It is only through the intervention of observing that it is established, its position marked.
Transferred to attitudes of mind, an approach that considers simultaneousness with the option of an infinite number of feasible and equally ranking possibilities would constitute a profound paradigm shift. For example, history and present would have to be considered to be one. Such a paradigm shift would evoke fundamental changes in science, research, politics, economy and on all social as well as individual levels. It appears that contemporary art has already accomplished this paradigm shift. In the contemporary practises of art, simultaneousness and interpenetration are realised. Artists are making use of the great store of previous and contemporary art in an informal and often even playful manner. They sample and adapt, try new techniques and media and cross the borders of art genres that have been formerly set, which often leads to the creation of a „Gesamtkunstwerk“. Today, art appreciation often resembles a déjà vu. Some people consider this to be a stagnation of art, or inevitable and updated historicism respectively, as everything in fine art has already been formulated and hence only Neo and Retro are still possible. Others, however, are celebrating this as the liberation of art from inbuilt chains. The curators of „Rotkäppchen vs. Der böse Wolf – Deutsche Romatik trifft Streetart“ certainly count among the revellers.
The event will be multi-faceted, the staging aimed at providing a vivid experience corresponding to a „Gesamtkunstwerk“. The venue for this production will be the public space, or more precisely, two hotels that are located quite closely to another. Windows, inner courtyards, underground car parks and rooms will be the stages. In the course of this, stage design, painting, graffiti and lightart will interpenetrate. Little Red Riding Hood: Students of the class Stage Design and Costumes at the Akademie der Bildenden Künste München will enact Joachim Ringelnatz´s version of Little Red Riding Hood in six windows of the hotelmüller München under the direction of Professor Katrin Brack and caratart mentor Roland Olbeter. The Big Bad Wolf – Street Art: Together with students from the Pestalozzi-Gymnasium München that lays a focus on fine arts, graffiti artists Loomit and LawOne from Munich will transform the underground car park of the neighbouring carathotel München live into a graffiti fairy tale landscape. caratart-Episode 2: Twelve contemporary artists will be featured in the art exhibition „caratart-episode 2“ in the public spaces of the hotelmüller München and the carathotels München. „Märchenwald“ (enchanted forest): A passage, filled with sounds from the forest, will lead to the inner courtyard of the hotelmüller München that has been transformed into a divinely illuminated enchanted forest labyrinth. At the same time, the artworks of the exhibition „caratart Episode 2“ will be projected onto the exterior wall of a house. This projection will be interrupted now and again by a live stream of „The Big Bad Wolf“, the Street Art performance from the underground car park of the carathotel München. It is here, in this enchanted forest, that Little Red Riding Hood and the Big Bad Wolf meet each other, that Street Art meets Romanticism. This free interpenetration of the arts in the inner courtyard of the hotelmüller München will also be reflected in the art featured in the exhibition „caratart Episode 2“.
Julie Keupen’s art, for example, is centred on the story „Alice’s Adventures in Wonderland“ by Lewis Carroll. In her art works, the artist analyses the deep psychological layers of this story. In doing so, she is interpreting the protagonist Alice in an utterly new way as a pubescent girl that is exploring her own sexuality between the inner and outer realities. Details from macro photography and ink wash painting combine the different narrative levels into surreal dreamscapes.
Also decidedly surreal are the repainted photographs of Elis Hoymann. She alienates the captured images by means of expressive painting gestures, works her way from the representational to abstraction and thereby underlines the inner artistic qualities of the respective work. To the „groping eye“, the „visually realistic portrayals of reality“ and the haptically tangible colours concentrate into an exciting visual experience.
Abstracting processes are also part of the artistic strategy that Andreas Oesch productively uses in his river and wall images. He also paints on photographs. For this purpose, he builds relief-like structures out of paper. Hence, in form as well as in content, different layers are put on top of each other and interpenetrate. Word fragments that are inserted into the pictorial world evoke fluid and free associative thinking that is gliding from one thought to the next. The gentle colourfulness creates an atmospheric poetic density in the pictures.
The fragile colour spaces of Nadine Lindenthal are also characterised by an atmospheric density. They lead the observer to imaginative places far away from everyday life that have come to enjoy their material life on the canvas. The artist regards her abstract paintings as „forays into cognitive areas“, into „inner worlds“ that communicate suggestively by means of the illusion of form worlds and depth of field.
Hanjo Schmidt´s figurative pictures of human beings are seemingly taking a completely contrary position. The expressive paint application and the swift painting gestures lead to the creation of islands of colour that let shapes disintegrate, lose their organic unity and show man for what he is: a creature of contradictions that is not only beautiful, but also vulnerable, brusque and searching. So, in a way, Schmidt´s paintings are psychological portraits. They turn towards the existential and hence also towards the spiritual and „inner worlds“.
The paintings of Jonathan Sheratte also place man at the centre of observation. For Sheratte, painting is the encounter of the „I“ and the „other“, whereas the other can be colour, object, or the other human. For him, painting is self-assurance and the assurance of the world. His painted encounters are expressing a stretched immediacy.
The paintings of Ben von Stietencron are also characterised by the existential and the search for the „inner I“. In his opinion, faces have the highest degree of identification. That is why he paints his „Kopfmenschen“ (cerebral people), in which he combines elements of Outsider Art, Collage and Expressive Art and is working „from head to head towards the core of man“.
As opposed to these direct and almost crude points of view of one´s inner core, in Romanticism animals served as carriers of meaning for the inner core of man: Animals were seen as part of the original harmony, as expression of spiritual disharmony and indicators of the inner mood. Katharina Schick completely contradicts such internalised perspectives in her animal portraits. She plays with the genre with a lot of humour and irony. Colours, fragmentations and perspectives alienate the familiar, while unusual combinations of motifs evoke a chuckle.
This playful dealing with the existing is also present in the works of Ursula Singer. She samples through art history with pleasure and combines traditional motifs and themes into unexpected relationships that develop their own logic.
Marco Rietz also has not committed to one single pictorial idea. It is technique that is keeping his work together. He uses sandpaper to „draw“ on the back side of mirrors and thus draws on the tradition of glass cutting. His „Spiegelbilder“ (mirror images) often feature characteristics of tattoos, an art form that Rietz feels very connected to.
Razan Bahadin and David Baur represent thoughtful positions in the exhibition. The artist Razan Bahadin works with images and issues of our present age and history, surfs through popular and underground culture, everyday life and art history. In doing so, she works out the abysmal, dark sides and thus creates a subversive, gloomy and ironic collective pictorial memory.
David Baur’s topics are war, destruction, violence, death and the aesthetics of dread. He also draws on our collective pictorial memory that is shaped by media, coverage, advertising, Hollywood productions, modern myths and traditional images of personal remembrances. The focus is on the question as to how the realities of images are constituted and how terms of production and reception are organised. In doing so, Baur is at the same time investigating the construction of history that he exposes as the historical perspective of the respective victor. His paintings that are held in dark colours and are mostly black and white impressively demonstrate the reality-constituting power of pictures
After this short excursion into the objects of the exhibition it becomes obvious: The approaches of the various featured artists may be as diverse as possible – however, all works follow a common thread as they exhibit a great deal of emotionality. It is with this emphasis on emotions that the exhibited contemporary art meets Romantic Art.
It is the aim of the exhibition, to welcome you to witness this meeting. You are more than welcome to discover these examples of young art and listen to the stories they have to tell. Or, in the words of Joachim Ringelnatz: „OK kids, if you can manage to shut up for five minutes, I would like to tell you the story of Little Red Riding Hood…“ – Romanticism meets Street Art.
Dr. Stefanie Lucci
Art in Business | www.stefanielucci.com
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Das Konzept des Kunstevents trifft damit den Nerv des derzeitigen Kunstdiskurses. Unter welchen Gesichtspunkten kann gegenwärtige Kunstproduktion betrachtet werden? Sind die gängigen Qualitätszuschreibungen wie Einzigartigkeit, Authentizität und eine eigene, unverwechselbare Handschrift noch anwendbar? Wie funktioniert eigentlich Wertung? Ist das Festhalten an der Vorstellung des künstlerischen Genies – eine tradierte Vorstellung der Renaissance, die als Beginn der geistesgeschichtlichen Moderne (lat. modernus: neu, neuzeitlich, gegenwärtig) gilt – noch haltbar? Wie vollzieht sich überhaupt Geschichtsschreibung und damit unsere Sicht auf die Welt und unser eigenes Selbstverständnis? Beschreiben Epochen und Stilbegriffe tatsachlich künstlerische Praxis oder sind sie Konstrukte einer spezifischen Sichtweise und eines linearen Denkansatzes? Können lineare Sichtweisen aufrechterhalten werden? Sind Konzepte von Gleichzeitigkeit und Durchdringung nicht viel näher am Weltereignis? Die Erkenntnisse der Naturwissenschaften, insbesondere die der Quantenphysik, sprechen eher für Modelle von Gleichzeitigkeit: Ein Quant kann gleichzeitig hier und dort sein. Erst durch den Eingriff der Beobachtung erfolgt eine Festschreibung, ein Standort.
Übertragen auf Geisteshaltungen wurde eine Sichtweise, die Gleichzeitigkeit mit der Option von unendlich vielen realisierbaren, gleichrangigen Möglichkeiten annähme, einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel zeitigen. Geschichte und Gegenwart wären beispielsweise als eins zu denken. Ein derartiger Paradigmenwechsel brächte grundlegende Veränderungen in Wissenschaft, Forschung, Politik, Wirtschaft und auf sämtlichen gesellschaftlichen wie auch individuellen Ebenen mit sich. Es scheint, als ob die gegenwärtige Kunst diesen Paradigmenwechsel schon vollzogen hatte. Die zeitgenössische Kunstpraxis verwirklicht Gleichzeitigkeit und Durchdringung. Ungezwungen und oftmals spielerisch bedienen sich die Künstler/-innen aus dem großen Fundus vorangegangener und derzeitiger Kunst, sampeln und adaptieren, erproben neue Techniken und Medien und überschreiten die ehedem festgelegten Grenzen der Kunstgattungen, was sich häufig in der Inszenierung von „Gesamtkunstwerken“ verdichtet. Gegenwärtige Kunstbetrachtung ähnelt oftmals einem Dejavu-Erlebnis. Die einen vermuten darin eine Stagnation der Künste bzw. einen unausweichlichen und fortgeschriebenen Historismus, da in den Künsten schon alles formuliert sei und infolge nur noch ein Neo und Retro möglich sei. Die anderen hingegen feiern die Befreiung der Künste aus systemimmanenten Fesseln. Die Kuratoren von Rotkäppchen vs. Der böse Wolf – Deutsche Romantik trifft Streetart gehören zweifelsohne zu den Feiernden.
Der Bogen des Events wird weit gespannt, die Inszenierung verfolgt ein lebendiges Erlebnis im Sinne eines Gesamtkunstwerkes. Schauplatz dieser Inszenierung ist der öffentliche Raum, genauer gesagt zwei Hotels, die sich in unmittelbarer Nähe zueinander befinden. Bespielt werden Fenster, Innenhof, Tiefgarage und Räume. Dabei durchdringen sich Bühnenbild, Malerei, Graffiti und Lichtkunst. Rotkäppchen: Studenten und Studentinnen der Klasse Bühnenbild und -kostüm der Akademie der Bildenden Künste München inszenieren unter Leitung von Professorin Katrin Brack und caratart-Mentor Roland Olbeter die Rotkäppchen-Erzählung von Joachim Ringelnatz in sechs Fenstern des hotelmüller München. Der böse Wolf – Streetart: Die Tiefgarage vom benachbarten carathotel München verwandeln die Münchner Graffiti-Künstler Loomit und LawOne gemeinsam mit Schülern des musisch orientierten Pestalozzi-Gymnasiums in München live in eine Graffiti-Märchenlandschaft. caratart-Episode 2: Die Kunstausstellung „caratart Episode 2“ stellt zwölf zeitgenössische Künstler/-innen in den öffentlichen Raumen des hotelmüller München und des carathotels München vor. Märchenwald: Ein mit Waldgeräuschen beschallter Durchgang führt in den Innenhof des hotelmüller München, der in ein traumhaft illuminiertes Märchenwald-Labyrinth verwandelt ist. Auf eine freie Hauswand werden die Kunstwerke der Ausstellung „caratart Episode 2“ projiziert. Die Projektion wird immer wieder von einem Livestream vom Bösen Wolf, der Streetart-Performance in der Tiefgarage des carathotels München, unterbrochen. Hier im Märchenwald treffen sich Rotkäppchen und der böse Wolf, Streetart und Romantik. Diese freie Durchdringung der Künste im Innenhof des hotelmüller München wird auch von der präsentierten Kunst in der Ausstellung „caratart Episode 2“ gespiegelt.
Im Mittelpunkt der Kunst von Julie Keupen steht beispielsweise die Erzählung „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll. Die Künstlerin untersucht in ihren Werken die tiefenpsychologischen Schichten dieser Erzählung. Dabei interpretiert sie die Figur der Alice völlig neu als pubertierendes Mädchen, das zwischen innerer und äußerer Wirklichkeit die eigene Sexualität erkundet. Makrofotografische Details und Tuschezeichnung verschränken die verschiedenen Erzählebenen zu surrealen Traumlandschaften.
Etwas dezidiert Surreales ist ebenfalls den übermalten Fotografien von Elis Hoymann eigen. Mit expressiven Malgesten verfremdet sie die eingefangenen Motive, arbeitet sich vom Abbildhaften zum Abstrakten vor und betont so deren jeweiligen bildimmanenten malerischen Qualitäten. Die „optisch-realistischen Abbilder der Wirklichkeit“ und die haptisch erfahrbare Farbe verdichten sich dabei für das „tastende Auge“ zu einem spannungsvollen Seherlebnis.
Abstrahierende Verfahren sind auch Teil der künstlerischen Strategie, die Andreas Oesch in seinen Fluss- und Mauerbildern fruchtbar macht. Auch er übermalt Fotografien. Dabei bildet er mit Papier reliefartige Strukturen, so dass sich formal und inhaltlich verschiedene Schichten übereinander lagern, sich durchdringen. In die Bildwelten eingeschriebene Wortfragmente evozieren fluides, frei assoziierendes Denken, das von einem Gedanken zum anderen gleitet. Die zarte Farbigkeit verleiht den Bildern eine atmosphärisch-poetische Dichte.
Atmosphärische Dichte kennzeichnet ebenso die fragilen Farbraume von Nadine Lindenthal. Sie führen den Betrachter an imaginative Orte jenseits der Alltagserfahrung, die ihren materiellen Niederschlag auf der Leinwand gefunden haben. Die Künstlerin versteht ihre abstrakten Malereien als „Reisen in geistige Bereiche“, in „Innenwelten“, die sich suggestiv über die Illusion von Formwelten und Bildtiefen mitteilen. Eine scheinbar völlig gegenläufige Position nehmen die figurativen Menschenbilder von Hanjo Schmidt ein. Der expressive Farbauftrag und die schnelle Malgeste bilden Farbinseln, die die Gestalten zerfallen lassen, ihre organische Einheit aufheben und den Menschen als das entkleiden, was er ist: ein widersprüchliches Wesen, das außer schön auch ebenso verletzlich, schroff und suchend ist. Schmidts Malereien sind so gesehen psychologische Porträts. Sie wenden sich Existenziellem und somit ebenfalls Geistigem und „Innenwelten“ zu.
Auch in den Malereien von Jonathan Sheratte steht der Mensch im Mittelpunkt der Betrachtung. Fur Sheratte ist das Malen die Begegnung zwischen dem „Ich“ und dem „Anderen“, wobei das Andere die Farbe, das Objekt, der andere Mensch sein kann. Das Malen ist ihm Selbstvergewisserung und Vergewisserung von Welt. Seinen gemalten Begegnungen ist eine gedehnte Unmittelbarkeit eigen.
Existenzielles und die Frage nach dem eigenen Ich prägen gleichfalls die Malereien von Ben von Stietencron. Für ihn haben Gesichter den höchsten Identifikationsgrad. Deswegen malt er „Kopfmenschen“, wobei er Elemente der Art brut, Collage und expressiven Kunst mischt und sich „Kopf für Kopf zum Selbst des Menschen vorarbeitet“.
Im Gegensatz zu diesen direkten, nahezu kruden Betrachtungsweisen des Selbst dienten der Romantik Tiere als Bedeutungsträger für das Innere des Menschen: Das Tier fungierte als Teil ursprünglicher Harmonie, als Ausdruck seelischer Disharmonie und Indikator der inneren Gemütsstimmung. Eine solch verinnerlichende Betrachtungsweise wird von Katharina Schick in ihren Tierbildern völlig konterkariert. Humorvoll und ironisierend spielt sie mit dem Genre. Farben, Fragmentierungen und Perspektiven verfremden Bekanntes, ungewöhnliche Motivverknüpfungen lassen schmunzeln.
Dieser spielerische Umgang mit Vorhandenem findet sich auch in den Werken von Ursula Singer wieder. Sie sampelt sich lustvoll durch die Kunstgeschichte der Moderne, kombiniert tradierte Motive und Themen zu unerwarteten Zusammenhängen, die ihre eigene Logik entfalten.
Keiner singularen Bildidee verpflichtet fühlt sich auch Marco Rietz. Was sein Werk zusammenhält, ist die Technik. Er „zeichnet“ mit Schleifpapier auf der Rückseite von Spiegeln und knüpft so an die Tradition des Glasschliffs an. Seine „Spiegelbilder“ haben oftmals den Charakter von Tattoos, einer Kunstform, der sich Rietz sehr verbunden fühlt.
Eine nachdenkliche Position innerhalb der Ausstellung nehmen Razan Bahadin und David Baur ein. Die Künstlerin Razan Bahadin verarbeitet Bilder und Themen unserer Gegenwart und Geschichte, surft durch Popular- und Undergroundkultur, Alltag und Kunstgeschichte. Dabei arbeitet sie feinsinnig die abgründigen, dunklen Seiten heraus und kreiert so ein subversives düster-ironisches kollektives Bildgedächtnis.
David Baurs Themen sind Krieg, Zerstörung, Gewalt, Tod und die Ästhetik des Grauens. Dabei bedient er sich ebenfalls unseres kollektiven Bildgedächtnisses, das durch Medien, Berichterstattung, Werbung, Hollywoodproduktionen, moderne Mythen sowie tradierte Bilder persönlicher Erinnerungen geprägt wird. Im Blickwinkel steht die Frage, wie sich Bildwirklichkeiten konstituieren und wie sich Produktions- und Rezeptionsbedingungen organisieren. Damit untersucht er zugleich die Konstruktion von Geschichte, die Baur als Geschichtsbild des jeweiligen Siegers entlarvt. Seine dunkeltonigen, meist schwarzweis gehaltenen Malereien demonstrieren eindrücklich die wirklichkeitskonstituierende Macht der Bilder.
Mit diesem kurzen Exkurs in die Positionen der Ausstellung wird eines deutlich: Bei aller Unterschiedlichkeit der jeweiligen Ansätze der vorgestellten Künstler-/innen – Emotionales wirkt sich wie ein roter Faden durch sämtliche Kunstwerke. Mit dieser Betonung des Gefühls begegnet die gezeigte zeitgenössische Kunst der Kunst der Romantik.
Bei diesem Treffen dabei zu sein, dazu möchte Sie diese Ausstellung einladen. Einladen, die junge Kunst zu entdecken und den Geschichten zu lauschen, die sie uns erzählt. Oder mit Joachim Ringelnatz gesprochen: „Also Kinners, wenn ihr mal fünf Minuten lang das Maul halten könnt, dann will ich euch die Geschichte vom Rotkäppchen erzählen…“ – Romantik trifft Streetart.
Dr. Stefanie Lucci
Art in Business | www.stefanielucci.com
[:en]The title of the event leads directly into the world of competitions: DJ battles, wrestling and boxing matches. At the same time, the title is evoking art history and its quality judgements as well as the struggle for precedence within art itself. The history of art is consistently characterised by this struggle. The paragon, the „Battle of the Arts“ for the leading position within fine art in Renaissance and Early Baroque, serves as a vivid example for this struggle. Modernism, then, is characterised by different styles: One „-ism“ is taking over where another one left off – always aiming at replacing what has been before – which will then be postulated as a continuation of artistic development. The dichotomies between Little Red Riding Hood and the Big Bad Wolf as well as between German Romanticism and Street Art illustrate clearly, what it is all about: judgmental attributions of good vs. evil, right vs. wrong, old vs. new and about „better than“. In Little Red Riding Hood vs. the Big Bad Wolf, it is still a question of „either or“, whereas this excluding approach is rewritten into a position of „as well as“ in the subtitles. History meets the present – with an open end.
Thus, the concept of the art event has the finger on the pulse of our current art discourse. Which aspects have to be considered when looking at contemporary art production? Are common aspects of quality like uniqueness, authenticity and one´s own, distinctive handwriting still applicable? How does valuation actually work? Is it still supportable to hold on to the notion of the artistic genius – a traditional notion from the Renaissance that is regarded as the beginning of Modernism in regard to the „Geistesgeschichte“ (lat. modernus: new, latter-day, contemporary). How does the writing of history actually work, and hence, our view of the world and our own self-conception? Do epochs and stylistic terms really describe artistic practices or are they only constructs of a specific perspective and a linear approach? Can linear approaches be maintained? Are concepts of simultaneousness and interpenetration not much closer to the real world? The findings of natural sciences, in particular quantum physics, rather speak for models of simultaneousness: A quantum can be here and there at the same time. It is only through the intervention of observing that it is established, its position marked.
Transferred to attitudes of mind, an approach that considers simultaneousness with the option of an infinite number of feasible and equally ranking possibilities would constitute a profound paradigm shift. For example, history and present would have to be considered to be one. Such a paradigm shift would evoke fundamental changes in science, research, politics, economy and on all social as well as individual levels. It appears that contemporary art has already accomplished this paradigm shift. In the contemporary practises of art, simultaneousness and interpenetration are realised. Artists are making use of the great store of previous and contemporary art in an informal and often even playful manner. They sample and adapt, try new techniques and media and cross the borders of art genres that have been formerly set, which often leads to the creation of a „Gesamtkunstwerk“. Today, art appreciation often resembles a déjà vu. Some people consider this to be a stagnation of art, or inevitable and updated historicism respectively, as everything in fine art has already been formulated and hence only Neo and Retro are still possible. Others, however, are celebrating this as the liberation of art from inbuilt chains. The curators of „Rotkäppchen vs. Der böse Wolf – Deutsche Romatik trifft Streetart“ certainly count among the revellers.
The event will be multi-faceted, the staging aimed at providing a vivid experience corresponding to a „Gesamtkunstwerk“. The venue for this production will be the public space, or more precisely, two hotels that are located quite closely to another. Windows, inner courtyards, underground car parks and rooms will be the stages. In the course of this, stage design, painting, graffiti and lightart will interpenetrate. Little Red Riding Hood: Students of the class Stage Design and Costumes at the Akademie der Bildenden Künste München will enact Joachim Ringelnatz´s version of Little Red Riding Hood in six windows of the hotelmüller München under the direction of Professor Katrin Brack and caratart mentor Roland Olbeter. The Big Bad Wolf – Street Art: Together with students from the Pestalozzi-Gymnasium München that lays a focus on fine arts, graffiti artists Loomit and LawOne from Munich will transform the underground car park of the neighbouring carathotel München live into a graffiti fairy tale landscape. caratart-Episode 2: Twelve contemporary artists will be featured in the art exhibition „caratart-episode 2“ in the public spaces of the hotelmüller München and the carathotels München. „Märchenwald“ (enchanted forest): A passage, filled with sounds from the forest, will lead to the inner courtyard of the hotelmüller München that has been transformed into a divinely illuminated enchanted forest labyrinth. At the same time, the artworks of the exhibition „caratart Episode 2“ will be projected onto the exterior wall of a house. This projection will be interrupted now and again by a live stream of „The Big Bad Wolf“, the Street Art performance from the underground car park of the carathotel München. It is here, in this enchanted forest, that Little Red Riding Hood and the Big Bad Wolf meet each other, that Street Art meets Romanticism. This free interpenetration of the arts in the inner courtyard of the hotelmüller München will also be reflected in the art featured in the exhibition „caratart Episode 2“.
Julie Keupen’s art, for example, is centred on the story „Alice’s Adventures in Wonderland“ by Lewis Carroll. In her art works, the artist analyses the deep psychological layers of this story. In doing so, she is interpreting the protagonist Alice in an utterly new way as a pubescent girl that is exploring her own sexuality between the inner and outer realities. Details from macro photography and ink wash painting combine the different narrative levels into surreal dreamscapes.
Also decidedly surreal are the repainted photographs of Elis Hoymann. She alienates the captured images by means of expressive painting gestures, works her way from the representational to abstraction and thereby underlines the inner artistic qualities of the respective work. To the „groping eye“, the „visually realistic portrayals of reality“ and the haptically tangible colours concentrate into an exciting visual experience.
Abstracting processes are also part of the artistic strategy that Andreas Oesch productively uses in his river and wall images. He also paints on photographs. For this purpose, he builds relief-like structures out of paper. Hence, in form as well as in content, different layers are put on top of each other and interpenetrate. Word fragments that are inserted into the pictorial world evoke fluid and free associative thinking that is gliding from one thought to the next. The gentle colourfulness creates an atmospheric poetic density in the pictures.
The fragile colour spaces of Nadine Lindenthal are also characterised by an atmospheric density. They lead the observer to imaginative places far away from everyday life that have come to enjoy their material life on the canvas. The artist regards her abstract paintings as „forays into cognitive areas“, into „inner worlds“ that communicate suggestively by means of the illusion of form worlds and depth of field.
Hanjo Schmidt´s figurative pictures of human beings are seemingly taking a completely contrary position. The expressive paint application and the swift painting gestures lead to the creation of islands of colour that let shapes disintegrate, lose their organic unity and show man for what he is: a creature of contradictions that is not only beautiful, but also vulnerable, brusque and searching. So, in a way, Schmidt´s paintings are psychological portraits. They turn towards the existential and hence also towards the spiritual and „inner worlds“.
The paintings of Jonathan Sheratte also place man at the centre of observation. For Sheratte, painting is the encounter of the „I“ and the „other“, whereas the other can be colour, object, or the other human. For him, painting is self-assurance and the assurance of the world. His painted encounters are expressing a stretched immediacy.
The paintings of Ben von Stietencron are also characterised by the existential and the search for the „inner I“. In his opinion, faces have the highest degree of identification. That is why he paints his „Kopfmenschen“ (cerebral people), in which he combines elements of Outsider Art, Collage and Expressive Art and is working „from head to head towards the core of man“.
As opposed to these direct and almost crude points of view of one´s inner core, in Romanticism animals served as carriers of meaning for the inner core of man: Animals were seen as part of the original harmony, as expression of spiritual disharmony and indicators of the inner mood. Katharina Schick completely contradicts such internalised perspectives in her animal portraits. She plays with the genre with a lot of humour and irony. Colours, fragmentations and perspectives alienate the familiar, while unusual combinations of motifs evoke a chuckle.
This playful dealing with the existing is also present in the works of Ursula Singer. She samples through art history with pleasure and combines traditional motifs and themes into unexpected relationships that develop their own logic.
Marco Rietz also has not committed to one single pictorial idea. It is technique that is keeping his work together. He uses sandpaper to „draw“ on the back side of mirrors and thus draws on the tradition of glass cutting. His „Spiegelbilder“ (mirror images) often feature characteristics of tattoos, an art form that Rietz feels very connected to.
Razan Bahadin and David Baur represent thoughtful positions in the exhibition. The artist Razan Bahadin works with images and issues of our present age and history, surfs through popular and underground culture, everyday life and art history. In doing so, she works out the abysmal, dark sides and thus creates a subversive, gloomy and ironic collective pictorial memory.
David Baur’s topics are war, destruction, violence, death and the aesthetics of dread. He also draws on our collective pictorial memory that is shaped by media, coverage, advertising, Hollywood productions, modern myths and traditional images of personal remembrances. The focus is on the question as to how the realities of images are constituted and how terms of production and reception are organised. In doing so, Baur is at the same time investigating the construction of history that he exposes as the historical perspective of the respective victor. His paintings that are held in dark colours and are mostly black and white impressively demonstrate the reality-constituting power of pictures
After this short excursion into the objects of the exhibition it becomes obvious: The approaches of the various featured artists may be as diverse as possible – however, all works follow a common thread as they exhibit a great deal of emotionality. It is with this emphasis on emotions that the exhibited contemporary art meets Romantic Art.
It is the aim of the exhibition, to welcome you to witness this meeting. You are more than welcome to discover these examples of young art and listen to the stories they have to tell. Or, in the words of Joachim Ringelnatz: „OK kids, if you can manage to shut up for five minutes, I would like to tell you the story of Little Red Riding Hood…“ – Romanticism meets Street Art.
Dr. Stefanie Lucci
Art in Business | www.stefanielucci.com
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